Kreative Handarbeitsideen beleben Schlaganfalltherapie und fördern Reha mit Physiotherapie Ergotherapie und Logopädie
Ein kreatives Gemeinschaftsprojekt für Schlaganfall-Patienten
Eine Gruppe von zehn engagierten Frauen hat jüngst ein außergewöhnliches und äußerst nützliches Projekt in die Tat umgesetzt. An nur zwei Tagen arbeiteten alle fleißig an Nähmaschinen und Bügeltischen, schnitten Stoffe zu und befüllten die fertigen Kreationen. Herausgekommen sind über einhundert farbenfrohe Nähprojekte, die speziell für Menschen mit Schlaganfall entworfen wurden. Die daraus entstandenen Utensilien sollen im Klinikalltag für mehr Komfort und therapeutischen Nutzen sorgen.
Die Anliegen der Näherinnen waren klar definiert: Zum einen wollten sie etwas Buntes schaffen, das Menschen in einer oftmals schwierigen und herausfordernden Phase ihres Lebens Freude bereitet. Zum anderen sollte der direkte Nutzen über rein optische Aspekte hinausgehen. Bereits bei der Planung des gesamten Vorhabens tauschten sie sich mit Personen aus, die in medizinischen oder therapeutischen Einrichtungen tätig sind, um eine möglichst hohe Praxistauglichkeit zu gewährleisten. Dabei zeigte sich, dass etliche der genähten Accessoires für den Einsatz in der Therapie oder zur Unterstützung bestimmter Übungen gut geeignet sind.
Vielfalt an Nähprojekten
Ob Haarbänder, kleine Kissen, Handknochen oder Fühlbeutel: Die Bandbreite der Näharbeiten ist enorm. Die sogenannten Handknochen etwa sind weiche, knochenförmige Kissen, die in der Physiotherapie oder Ergotherapie eingesetzt werden können. Gerade bei Patienten mit eingeschränkter Beweglichkeit im Arm- und Handbereich kann ein solches Kissen helfen, gezielter zu greifen oder unterstützende Übungen durchzuführen. Die Fühlbeutel, die mit unterschiedlichen Materialien gefüllt sind, dienen wiederum zur sensorischen Stimulation. In der Logopädie und Ergotherapie werden derartige taktile Reize häufig genutzt, um die Wahrnehmung zu schulen und die Feinmotorik zu fördern.
Ein weiterer Pluspunkt ist das frische und farbenfrohe Design der kleinen Helfer. Psychische Faktoren spielen bei Genesungsprozessen nach einem Schlaganfall ebenfalls eine große Rolle, und positive optische Eindrücke können zu einer besseren Stimmung beitragen. Viele Menschen empfinden den Krankenhausalltag als grau und trist. Bunt gemusterte Stoffe können in solchen Umgebungen eine aufheiternde Wirkung haben. Wer in einer Praxis oder Klinik mit den farbigen Utensilien konfrontiert wird, reagiert oftmals interessiert und nimmt sie mit Freude an.
Dankbarkeit und Motivation
Die Näherinnen sind sich einig, dass es ihnen ein großes Anliegen war, mit dem Projekt kranken Menschen eine kleine Freude zu bereiten. Jeder Beitrag sollte nicht nur schön aussehen, sondern auch tatsächlich im therapeutischen Alltag eingesetzt werden können. Dabei stand die Idee im Vordergrund, dass all diese bunten Stücke den Patientinnen und Patienten ein Stück Lebensfreude vermitteln und gleichzeitig therapeutische Funktionen erfüllen. Gerade wenn jemand von einem Schlaganfall betroffen ist, kann die Genesungszeit voller Herausforderungen sein. Jede noch so kleine Hilfestellung kann in solchen Momenten eine große Bedeutung haben.
Interessant ist, dass das Projekt selbst durch einen besonderen Anlass zustande kam. Die Gruppe traf sich regelmäßig und hatte bereits länger die Idee, ihre Nähleidenschaft für einen wohltätigen Zweck einzusetzen. Als sich die Gelegenheit ergab, gezielt für Schlaganfall-Patienten zu nähen, waren alle sofort Feuer und Flamme. Einige Frauen aus der Gruppe haben Angehörige oder Bekannte, die schon einmal eine der großen therapeutischen Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie in Anspruch nehmen mussten. Auf diese Weise war bereits ein gewisses Hintergrundwissen vorhanden, welche Art von Gegenständen wirklich sinnvoll sein kann und in der Praxis gebraucht wird.
Frühe Rehabilitation und therapeutisches Potenzial
Bei Schlaganfällen heißt es oft: „Time is brain“. Jede Sekunde kann entscheidend dafür sein, wie gut die Betroffenen später im Alltag zurechtkommen. Nach dem medizinischen Notfall und der Akutversorgung wäre es falsch anzunehmen, dass quasi „alles getan“ ist. Tatsächlich spielt die frühe therapeutische Begleitung eine enorm wichtige Rolle. In den ersten Tagen und Wochen nach dem Ereignis funktioniert das Gehirn dank seiner Plastizität noch ganz besonders anpassungsfähig. In dieser Phase können spezielle Übungen aus der Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie verlorengegangene Funktionen leichter reaktivieren. Das verringert das Risiko, dass Fehleinstellungen oder Muskelabbau entstehen. Auch die Selbstständigkeit der Betroffenen wird deutlich schneller wiederhergestellt.
Die sorgfältig gefertigten Hilfsmittel aus dem Nähprojekt können hier einen zusätzlichen Nutzen entfalten. Beispielsweise trainieren die mit verschiedenen Füllungen ausgestatteten Beutel den Greif- und Tastsinn. Für viele Übungen in der Praxis ist es zudem motivierend, wenn die Gegenstände ansprechend gestaltet sind. Statt eines neutralen, sachlichen Reha-Produkts haben Patientinnen und Patienten hier ein buntes, weiches Kissen oder einen kunterbunten Stoffbeutel in der Hand. Auch kleine Accessoires wie bunte Haarbänder oder bunte Scrunchies können für Menschen, die lange Zeit im Bett oder im Rollstuhl verbringen, Abwechslung bringen und das Selbstwertgefühl steigern.
Nutzen in vielen Bereichen
Neben dem Einsatz auf einer speziellen Station oder in einer Praxis sind die Gegenstände auch in anderen Bereichen denkbar. Sensorische Stimulation ist beispielsweise nicht nur bei Schlaganfällen relevant, sondern kann ebenso in der Geriatrie eine große Rolle spielen. Auch in der Pädiatrie, wo Kinder mit Entwicklungsstörungen oder anderen Beeinträchtigungen behandelt werden, sind spielerische und bunte Elemente häufig sehr willkommen. Die Ideen aus dem Nähprojekt lassen sich leicht an unterschiedliche Zielgruppen anpassen.
Gerade in der Ergotherapie legen Fachleute Wert auf alltagsorientierte Übungen und individuelle Hilfsmittel. Wenn es irgendwo an Feinmotorik mangelt oder die Handkraft eingeschränkt ist, kann das Greifen eines Kissens, das Drücken eines gefüllten Beutels oder das Halten eines speziell geformten Stoffstücks relevante Fortschritte ermöglichen. Der Logopäde wiederum kann – sofern es sich um Kombinations- oder Gruppenangebote handelt – die bunten Utensilien in spielerische Übungen integrieren, etwa um Kommunikationsanlässe zu schaffen. Die Physiotherapie profitiert von den Kissen als Stütze oder von den kleinen Beuteln bei Übungen zur Koordination.
Persönliche Freude als Antrieb
Die Näherinnen berichten, dass es ihnen eine besondere Herzensangelegenheit gewesen sei, mit ihrer Arbeit einen echten Unterschied zu machen. Sie seien froh, ihre handwerklichen Fähigkeiten einsetzen zu können, um anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Oftmals erhalte man durch ehrenamtliches Engagement auch selbst viel zurück, so der Tenor. Die Vorstellung, dass ein Patient ein buntes Nackenkissen oder einen weichen Handknochen nutzt und dadurch seine Situation als ein wenig angenehmer empfindet, sei für alle eine große Motivation gewesen. Jede Teilnehmerin an diesem Projekt erklärt, dass sie sich eine Fortsetzung oder ähnliche Aktionen gut vorstellen kann.
Zukunftsperspektive und Relevanz für therapeutische Berufe
Für Therapeuten in der Praxis und im klinischen Setting stellen Hilfsmittel und kleine Alltagsgegenstände eine ideale Ergänzung zum gängigen Programm dar. Die Kosten für Anschaffungen von Reha-Utensilien stehen nicht immer in einem optimalen Verhältnis zu deren Stückzahl oder Anwendungsdauer. Werden sie von ehrenamtlichen Gruppen gefertigt und gespendet, kann das nicht nur Geld einsparen, sondern vor allem den Patienten ein Gefühl individueller Fürsorge geben. In der Therapie ist dieses Gefühl des „persönlich Angesprochenwerdens“ oftmals ein wichtiger Faktor für die Motivation der Betroffenen.
Es bleibt zu hoffen, dass ähnliche Näh- oder Bastelprojekte Schule machen und sich in weiteren Regionen etablieren. Die bunte Farbpalette, die liebevollen Designs und die kreativen Ideen lassen sich auch jederzeit auf andere Krankheitsbilder übertragen. Ganz gleich, ob zur Unterstützung in der Logopädie nach einem schweren Eingriff, als Hilfestellung in der Ergotherapie bei Koordinationsdefiziten oder in der Physiotherapie für Übungen im Bereich der Mobilisation: Solche selbstgefertigten Werke bereichern den Praxisalltag und kommen den Betroffenen direkt zugute.
So entsteht eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. Die ehrenamtlich Aktiven können ihre Freude am Nähen oder am Handwerk ausleben, die Praxis oder Klinik erhält willkommene Sachspenden, und die Patientinnen und Patienten profitieren in konkreter Weise von den zweckmäßigen und optisch ansprechenden Utensilien. Letztlich ist jedes noch so kleine wunderbare Projekt ein weiterer Schritt in Richtung einer patientenzentrierten Versorgung, in der medizinische Maßnahmen Hand in Hand mit menschlicher Wärme gehen.