Innovative digitale Lösungen revolutionieren Rheumatherapie und erweitern Praxisangebote für besseren Patientenerfolg

Neue digitale Wege in der Rheumatherapie: Chancen und Perspektiven für Praxen

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen stellen eine große Herausforderung dar. Für viele betroffene Personen bedeutet ein aktiver Schub Schmerzen, Gelenksteifigkeit und erhebliche Einschränkungen im Alltag. Gerade in der Physiotherapie, Ergotherapie und – in manchen Fällen – sogar in der logopädischen Begleitung ist eine regelmäßige Betreuung essenziell, um optimale Fortschritte zu erzielen und anhaltende Erfolge zu sichern. Gleichzeitig gibt es seit einiger Zeit verstärkt Bestrebungen, mithilfe digitaler Tools und Apps den Zugang zur Therapie zu erleichtern. Eine neu entwickelte digitale Therapieplattform für Menschen mit Rheuma geht nun den nächsten Schritt: Das Ziel ist, den Alltag zu entlasten, die Zusammenarbeit mit der Praxis zu vereinfachen und langfristig ein besseres Selbstmanagement zu ermöglichen.

Verschiedene Forschungsteams und Praxen haben sich zusammengetan, um eine App zu entwickeln, die einerseits eine persönliche Betreuung ermöglicht und andererseits Elemente digitaler Unterstützung in den Behandlungsplan integriert. Diese Anwendung soll nicht das persönliche Gespräch mit Ärztinnen und Therapeuten ersetzen, sondern vielmehr ergänzen. Der Ansatz: Wer Rheuma hat, läuft Gefahr, wichtige Therapiebausteine wie Physiotherapie, Ergotherapie oder psychotherapeutische Unterstützung frühzeitig abzubrechen, wenn beispielsweise zeitliche, geografische oder familiäre Gründe den regelmäßigen Praxisbesuch erschweren. Hier setzt die App an, indem sie dort fortführt, wo klassische Therapieformen oft an logistischen Grenzen stoßen.

Hohe Fallzahlen und Kosten – weshalb innovative Lösungen nötig sind

Entzündliche Rheuma-Erkrankungen betreffen nicht nur ältere Menschen. Tatsächlich treten sie auch bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter auf. Allein die medikamentöse Therapie für solche Fälle kann pro Patient und Jahr Kosten im hohen vier- oder sogar fünfstelligen Bereich verursachen. Neben Schmerzmitteln, Kortison und modulierenden Systemmedikamenten sind auch Biologika weit verbreitet. Diese greifen gezielt in Entzündungsprozesse ein und können so schwere Schübe mildern.

Dabei wird häufig übersehen, wie wichtig ergänzende Maßnahmen sind. Zum einen ist Physiotherapie von zentraler Bedeutung. Übungen, die speziell für rheumatische Erkrankungen konzipiert sind, können helfen, die Beweglichkeit zu erhalten, Entzündungen zu hemmen und Schmerzen zu lindern. Zum anderen ist Ergotherapie äußerst wertvoll, um alltagsrelevante Handlungsabläufe an die eigenen Möglichkeiten anzupassen. Und in manchen Fällen, etwa wenn rheumatische Veränderungen die Stimme oder das Schlucken betreffen, kann auch logopädische Unterstützung helfen. Verschiedene Fachdisziplinen aus einer Hand oder aufeinander abgestimmt anzubieten, ist jedoch nicht immer einfach. Besonders in ländlichen Regionen stehen nur wenige Praxen zur Verfügung, und Betroffene sind häufig zusätzlich in ihrer Mobilität eingeschränkt.

Die Kombination aus Biologika, Schmerzmitteln und weiteren Therapeutika erfordert für viele eine engmaschige Kontrolle. Dennoch berichten viele Praxen davon, dass Patienten ihre Termine nicht wahrnehmen, weil der zeitliche Aufwand zu groß wird. Wer in Vollzeit arbeitet oder sich um Angehörige kümmert, kann nicht immer problemlos mehrmals in der Woche zur Therapie fahren. Viele ärztliche Einrichtungen und Praxen haben zudem volle Terminlisten. Ein Innovationsprojekt will diesen Schwierigkeiten mit einer digitalen Lösung begegnen, die den Therapieverlauf flexibler gestaltet und dem Personenkreis eine bessere Anbindung an verschiedene Fachbereiche ermöglicht.

Eine App als ergänzender Baustein zur Betreuung in der Praxis

Ein zentrales Anliegen der App liegt darin, die maßgeblichen Komponenten der Therapie im Blick zu behalten: regelmäßige Bewegungsübungen, ein individuelles Symptom-Tagebuch, Videolektionen für Dehnungs- und Kräftigungsübungen sowie Tools zur psychischen Unterstützung. Zwar ist die berufliche Expertise eines Physiotherapeuten, Ergotherapeuten oder Logopäden nicht zu ersetzen, doch lassen sich viele der in der Praxis erlernten Techniken digital unterstützen.

Die vorstellbare Vorgehensweise: Zunächst wird in der Praxis ein ausführlicher Befund erstellt. Anschließend erhalten Betroffene Zugang zur App, wo sie personalisierte Übungen finden, die im Behandlungsverlauf immer wieder aktualisiert werden. Rückmeldungen zum Therapieverlauf können digital erfasst und der Praxis übermittelt werden. Neben Feedback in Echtzeit ermöglicht das Tool auch eine Vernetzung mit Fachleuten für Ergotherapie oder psychotherapeutische Beratungen. Auf diese Weise entsteht eine Art „Hybridversorgung“: ein Mix aus tatsächlichen Besuchen vor Ort und digitalen Interventionen.

Diese hybride Form kann besonders in Phasen, in denen akute Rheumaschübe weniger stark sind, helfen, die Zahl der notwendigen Praxistermine zu reduzieren. Im Idealfall müssen diese Besucher in der Praxis nur noch stattfinden, wenn eine Neuerhebung oder ein spezielles therapeutisches Vorgehen verlangt wird. Experten, die an der Entwicklung solcher Lösungen beteiligt sind, rechnen damit, dass sich die Anzahl an Vor-Ort-Terminen signifikant verringern lässt, zum Beispiel um bis zu 90 Prozent. Für berufstätige Rheumapatienten wäre dies eine enorme Erleichterung. Gleichzeitig profitieren auch die Praxen: Sie können ihre Kapazitäten besser koordinieren und sich verstärkt auf komplexere Fälle fokussieren.

Therapiealltag: zwischen Engpässen und neuen Ressourcen

Viele Praxen für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie klagen zunehmend über eine Belastungsgrenze – Fachkräftemangel und hoher Verwaltungsaufwand erschweren die Abläufe. Innovative Apps, die den Therapieprozess begleiten, könnten hier neue Ressourcen schaffen. Zum einen würden einfache Verlaufsfragen nicht mehr in der Praxis besprochen, sondern könnten digital beantwortet werden. Zum anderen kann eine integrierte Chat-Funktion den direkten Kontakt zwischen Patient und Therapeut erleichtern. Werden etwa vorgegebene Übungen nicht verstanden oder ergeben sich Fragen zur Ausführung, könnten innerhalb der App schriftliche oder auch videobasierte Rücksprachen erfolgen.

Wer Rheuma hat, weiß, dass jede Phase der Erkrankung anders ablaufen kann. Mal steht die Schmerzbewältigung im Vordergrund, mal geht es um den Erhalt der Beweglichkeit oder die Stärkung der Muskulatur. Manche Menschen brauchen zudem Ergotherapie, um spezielle Handgriffe oder den Umgang mit Hilfsmitteln zu trainieren, während andere eher an psychotherapeutischer Begleitung interessiert sind, um die emotionale Herausforderung der Erkrankung besser zu bewältigen. Eine zentrale Plattform, die diese verschiedenen Bereiche abdeckt und flexibel kombiniert, kann hilfreich sein. Vor allem deshalb, weil konstante Veränderungen in Krankheitsverläufen nicht selten sind: Wer vor einigen Monaten noch fast beschwerdefrei war, kann plötzlich wieder stärker von Entzündungen betroffen sein.

Auch das Thema Kosten spielt hier eine erhebliche Rolle. Viele Beiträge zur Gesundheitsversorgung sind hoch, besonders wenn teure Spezialmedikamente und ein umfassendes Therapiekonzept zusammenkommen. Die Möglichkeit, den Beginn einer kostenintensiven Biologika-Therapie hinauszuzögern, wäre bereits ein beachtlicher Vorteil. Je nachdem, wie stark der Zustand durch frühzeitige Physiotherapie und andere Bewegungsansätze stabilisiert werden kann, kommen kostspielige Medikamente eventuell etwas später zum Einsatz.

Warum Selbstmanagement so bedeutsam ist

Selbstmanagement spielt eine entscheidende Rolle für Rheumapatienten. Mit fortschreitender Erfahrung und dem richtigen Wissen lernen viele, ihre Symptome einzuschätzen und den Alltag darauf abzustimmen. Eine App, die motiviert, regelmäßig zu üben und kleine Fortschritte zu dokumentieren, kann zum wertvollen Begleiter werden. Wenn Betroffene beispielsweise täglich ein digitales Schmerztagebuch führen, ergeben sich präzise Verlaufsdaten, die auch für Therapeutinnen und Ärzte hilfreich sind. Anstatt in unregelmäßigen Abständen aufwendig nachzufragen, erhalten Fachkräfte einen detaillierten Überblick und können schneller auf Veränderungen reagieren.

Das Prinzip der Selbsthilfe wird hier ebenfalls gestärkt: Vielfach berichten Rheumapatienten, dass sie anfangs zwar intensiv begleitet werden, dann aber in eine Phase kommen, in der nur noch wenige Termine stattfinden. Dort setzen digitale Tools an, indem sie das Gefühl vermitteln, auch zwischen den Terminen nicht alleine zu sein. So kann die Kontinuität der Versorgung trotz eventuell weiter Wege aufrechterhalten werden.

Ortsunabhängige Angebote für mehr Bewegung und psychische Stabilität

Eine wesentliche Komponente ist die Bereitstellung von Videoanleitungen, zum Beispiel für präzise Bewegungsübungen. Wenn jemand in einem ländlichen Gebiet wohnt, wo der nächste Physiotherapeut weit entfernt ist, können diese Videolektionen die Hemmschwelle senken, überhaupt mit dem Training zu beginnen. Gerade für Rheuma-Betroffene, die ihren Alltag häufig mühsam strukturieren müssen, ist eine flexible Zeiteinteilung viel wert. Ob früh am Morgen oder spätabends – die Übungen können abgerufen werden, sobald es der persönliche Rhythmus zulässt.

Ergänzend könnte die App Ratschläge zum Umgang mit psychischen Belastungen bieten. Rheuma kann einen immensen Einfluss auf das seelische Gleichgewicht haben. Depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit oder Ängste sind keine Seltenheit, vor allem wenn auch berufliche Unsicherheiten hinzukommen. Hier können Techniken aus der Psychotherapie helfen, besser mit dem Stresserleben umzugehen. Dank Chats oder auch Sessions per Videoanruf kann möglicherweise ein erster Kontakt zu Fachpersonal hergestellt werden, ohne dass gleich ein Praxisbesuch nötig ist.

Im Laufe der Zeit soll das digitale Angebot so ausgebaut werden, dass es mehr als nur ein Tool für einzelne Phasen ist. Langfristig ließe sich das Programm auf andere chronische Erkrankungen übertragen, zum Beispiel für Menschen mit chronischem Rückenschmerz, Fibromyalgie oder auch nach orthopädischen Eingriffen. Die modulare Struktur kann dabei helfen, aus einem „Baukastensystem“ passgenaue Hilfen zu wählen und diese fortwährend zu kombinieren.

Integration in den Praxisalltag: Herausforderungen und Lösungen

Damit eine solche App in den Praxisalltag einfließen kann, braucht es zunächst Offenheit und Bereitschaft, digitale Lösungen mitzugestalten. Viele Praxen haben schon heute Online-Terminbuchungen, Homepages mit Patienteninformationen oder teils sogar Videokonsultationen. Doch ein vollwertiges System, das sämtliche Aspekte der Therapie – von der Anamnese über den Therapiefortschritt bis zur Evaluierung – miteinander verknüpft, ist komplex. Entsprechend wichtig sind Pilotgruppen, in denen eine begrenzte Zahl Rheumabetroffener die App testet. Hier zeigt sich, welche Funktionen besonders gut ankommen und wo Verbesserungen nötig sind.

Das Projekt, das dahintersteckt, plant sowohl eine intensive Testphase mit rund 50 Personen als auch eine anschließende Studie in größerem Umfang, an der weit mehr Betroffene teilnehmen sollen. Ziel ist es, das Programm in die Regelversorgung zu überführen. Dafür müsste es bestimmten Qualitäts- und Datenschutzstandards genügen und sich in verschiedene Abrechnungssysteme integrieren lassen. Langfristig könnten etwa Krankenkassen solche digitalen Therapieformen erstatten, wenn sie nachweislich die Gesundheitsversorgung verbessern und Kosten reduzieren. Das Einsparpotenzial an teuren Medikamenten, wenn die Patienten frühzeitig mehr körperliche Bewegung und individuell angepasste Therapien erhalten, ist jedenfalls vielversprechend.

Auch wenn der Hauptfokus auf Rheuma liegt, gibt es für Therapeutinnen und Therapeuten, die in Praxen arbeiten, gute Gründe, sich für das Thema zu interessieren. Erstens kann der eigene Berufsalltag entlastet werden, indem weniger Zeit für organisatorische Fragen anfällt. Zweitens könnten digitale Elemente dazu führen, dass Praxen, die innovative Behandlungsmodelle anbieten, attraktiver für Patientinnen und Patienten werden. Drittens ist der Ausbau digitaler Kompetenzen ein Zukunftsthema: Von Telekonsultationen bis hin zu E-Learning-Modulen werden viele Bereiche im Gesundheitswesen stetig virtueller.

Längerfristige Begleitung statt kurzer Verordnungen

Eine der bekanntesten Kritikpunkte im Bereich der Physiotherapie und Ergotherapie ist die Diskrepanz zwischen der notwendigen Dauer einer Behandlung und den tatsächlich bewilligten oder realisierbaren Terminen. Zwar gibt es Verordnungen über mehrere Wochen oder Monate hinweg, doch sowohl die Kapazitäten in der Praxis als auch die Zeitressourcen der Patienten bleiben begrenzt. Digitale Lösungen können hier zu einer Lösung beitragen, indem sie eine andauernde Begleitung ermöglichen. Das heißt: Selbst wenn die Distanz zwischen den Terminen größer wird, bleibt die Möglichkeit, weiterhin in Kontakt zu bleiben und Fortschritte nachzuvollziehen.

Wer sich selbst motivieren kann, profitiert bekanntlich stärker von physiotherapeutischen Übungen und Tipps zur gesundheitsfördernden Lebensweise. Trotzdem ist es für viele eine Herausforderung, Eigeninitiative zu zeigen. Mit der App könnte dieses Problem entschärft werden, indem das Tool kontinuierlich Erinnerungen, Feedback und Hilfestellungen liefert. Beispielsweise könnten einfache Benachrichtigungen ans regelmäßige Training erinnern oder neue Inhalte freischalten, sobald bestimmte Ziele erreicht sind.

Relevanz für die Sprecharbeit: logopädische Ansätze in der Rheumatherapie

Auch wenn logopädische Verfahren häufig mit Sprachstörungen, Schluckstörungen oder Redefluss-Problemen assoziiert werden, gibt es durchaus Anknüpfungspunkte bei solchen chronisch-entzündlichen Erkrankungen. Gerade bei bestimmten rheumatischen Verlaufsformen können Mund- und Kiefergelenke betroffen sein, was zu Problemen beim Sprechen oder Schlucken führt. Eine Logopädin könnte dann Übungen zum Erhalt der Artikulations- und Schluckfunktion beisteuern. In der App würde dies als zusätzliches Modul angeboten, bei dem bestimmte Mundübungen als Video oder bebilderte Anleitungen verfügbar sind. Mit einer Chat-Funktion können Rückfragen gestellt und der Fortschritt dokumentiert werden.

Zwar ist das Hauptaugenmerk bei Rheuma auf Gelenken und Bewegungsabläufen in Hüfte, Knien oder Händen, doch es gibt Patientinnen und Patienten, die beispielsweise aufgrund permanenter Entzündungen Schmerzen im Kieferbereich haben. Hier kann eine enge Zusammenarbeit zwischen Physiotherapeut, Zahnarzt oder Kieferorthopäden sowie Logopäden entscheidend sein. Die App könnte unterstützen, indem sie diese interdisziplinäre Herangehensweise technisch zusammenführt und Informationen strukturiert bereitstellt.

Vernetzung und Übertragbarkeit auf andere chronische Erkrankungen

Ein großer Pluspunkt digitaler Versorgungsprojekte liegt in der Möglichkeit, Konzepte auf andere Krankheitsbilder zu übertragen. Online-Live-Therapie in der Ergotherapie ist bereits aus mehreren Pilotprojekten bekannt, die Betroffenen mit langanhaltenden Beschwerden nach einer Infektion oder Operation helfen sollten. Ähnliche Prinzipien lassen sich auf Rheuma anwenden: Wer früh mit bewegungsorientierten Übungen beginnt und bei Bedarf Unterstützung aus der Ergotherapie oder Psychotherapie erhält, bleibt oft länger in einem stabilen Zustand. Wenn die App – wie geplant – in die Regelversorgung gelangt und sich bewährt, wäre das Potenzial groß, auch andere Fachbereiche zu integrieren.

Gerade die ländlichen Regionen leiden unter Fachkräftemangel und langen Anfahrtswegen. Eine digitale Therapieplattform könnte helfen, diesen Nachteilen entgegenzusteuern, indem Ort und Zeit der Übungen flexibel bleiben. So ließe sich die wohnortnahe Versorgung stärken, ohne dass alle Patienten weite Fahrten auf sich nehmen müssen.

Der Blick in die Zukunft: Digitale Therapie als Chance

Das Gesundheitswesen befindet sich in einem stetigen Wandel. Digitale Lösungen, die bislang eher sporadisch und privatwirtschaftlich entstanden sind, könnten bald mehr und mehr zum Standard in den Praxen avancieren – nicht als Ersatz, sondern als wirksame Ergänzung zur bewährten persönlichen Betreuung durch Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden. Studien deuten darauf hin, dass Menschen, die ihre Beschwerden eigenverantwortlich managen können, eine bessere Prognose haben. Dabei bedeutet Selbstverantwortung in diesem Kontext nicht, auf fachliche Expertise zu verzichten. Vielmehr können digitale Formate dabei helfen, genau diese Expertise ortsunabhängig verfügbar zu machen und regelmäßige Rückmeldungen zum Therapieverlauf zu geben.

Für Rheumabetroffene und ihre Praxisteams könnte sich zukünftig eine win-win-Situation ergeben: Weniger Wartezeiten, kürzere Anfahrtswege, flexiblere Terminplanung und gleichzeitig die Aussicht auf eine effektivere und engmaschigere Betreuung. Auch aus ökonomischer Sicht besteht eine vielversprechende Perspektive, da vor allem in der Frühphase der Krankheit durch gezielte physiotherapeutische und ergotherapeutische Maßnahmen teure Langzeitmedikamente hinausgezögert werden können.

Natürlich wird es einige Zeit dauern, bis die digitale Therapieplattform in allen Praxen ankommt und dazugehörige Konzepte breit etabliert sind. Schulungen für Fachkräfte werden nötig sein, um den Umgang mit digitalen Programmen zu erlernen, Daten sicher zu verwalten und bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Ebenso wichtig ist das Feedback direkt aus den Praxen, denn nur durch gemeinsame Entwicklungsprozesse kann ein Produkt entstehen, das im realen Versorgungsalltag besteht. In Zukunft könnten Praxen aktiv mithelfen, das Angebot an Inhalten zu erweitern, indem sie eigene Übungsvideos beisteuern.

Fazit

Rheumatische Erkrankungen vier- oder gar fünfstellige Therapiekosten pro Jahr sprechen für den Bedarf an gezielten und effektiven Maßnahmen. Eine App, die persönliche Betreuung und digitale Angebote miteinander verbindet, kann ein entscheidender Schritt sein, um den Therapieprozess effizienter und zeitgemäßer zu gestalten. Dadurch könnten Bewohner ländlicher Gebiete und berufstätige Menschen stärker eingebunden werden, ohne dass sie auf essenzielle Bausteine wie Physiotherapie, Ergotherapie und (bei Bedarf) psychotherapeutische Unterstützung verzichten müssen.

Gleichzeitig eröffnet das Konzept Raum für die Einbindung logopädischer Expertisen, sofern rheumatische Beschwerden die Kiefer- und Mundregion betreffen. Ein modernes, vernetztes Gesundheitssystem kennt idealerweise keine starren Grenzen zwischen einzelnen Therapierichtungen, sondern setzt auf einen integrierten Ansatz, bei dem die individuellen Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Das Beispiel einer umfassenden Rheuma-App zeigt, wie digitale Anwendungen die klassische Versorgung ergänzen können und dabei helfen, Kosten zu reduzieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.

Zur nachhaltigen Implementierung wird die enge Zusammenarbeit zwischen Therapie-Praxis, Fachärzteschaft und Entwicklern digitaler Anwendungen unerlässlich sein. Es bedarf strukturierter Pilotprojekte, die zeigen, wie ein solches Tool wirklich in den routinierten Praxisalltag passt und welche Funktionen besonders relevant sind. Die Chancen für ein erfolgreiches Zusammenspiel sind groß, sofern die Technik benutzerfreundlich gestaltet wird, der Datenschutz gesichert ist und sämtliche Mitwirkende bereit sind, den Patienten die neue Form der Behandlung nahezubringen.

Für viele Fachkräfte kann es sich lohnen, sich schon jetzt mit digitalen Therapieoptionen auseinanderzusetzen, Pilotprojekte zu unterstützen und die gewonnenen Erkenntnisse weiterzutragen. Langfristig könnte ein digitaler Ansatz in der Rheumatherapie als Blaupause dienen, um auch in anderen medizinischen Bereichen neue, hybride Versorgungsformen zu etablieren. Ob chronische Rückenschmerzen, neurologische Rehabilitationsprozesse oder die Begleitung älterer, multimorbider Menschen: Überall dort, wo kontinuierliche Betreuung, regelmäßige Übungen und das Zusammenspiel interdisziplinärer Expertisen gefragt sind, eröffnen sich ähnliche Möglichkeiten.

Wer sich in der Praxis bereits mit Tele-Rehabilitation, Video-Sprechstunden und Online-Coachings beschäftigt hat, erkennt das Potenzial: Persönliche und liebevolle Betreuung bleibt zwar der Kern jeder Therapie, doch digitale Anwendungen ermöglichen eine stete Verbindung, auch wenn räumlich große Distanzen bestehen oder Zeitpläne eng getaktet sind. Je niederschwelliger das Angebot, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es von Patienten in Anspruch genommen wird und tatsächlich zu einer besseren Lebensqualität beiträgt.

Viele Betroffene erleben Rheuma als Dauerbelastung, die verschiedene Lebensbereiche berührt. Eine passend konzipierte App könnte hier in vielfältiger Weise ansetzen und den Blickwinkel von reiner Krankheitssymptomatik hin zu einem aktiven Selbstmanagement verschieben. Mit individuell gestalteten Übungsprogrammen, konkreten Hinweisen zum Umgang mit Entzündungen und Motivation zu mehr Bewegung im Alltag wird ein ganzheitliches Konzept angeboten, das mehr ist als nur eine behelfsmäßige Ergänzung. So wird aus einer bloßen Idee ein neuer Weg in der Therapie – und möglicherweise ein Schlüssel zu mehr Autonomie, weniger Schmerzen und einer gesteigerten Lebensqualität.

Das Fazit aus therapeutischer Sicht lautet also: Eine digital unterstützte, interdisziplinäre Rheumabehandlung hat das Potenzial, viele gängige Probleme zu lösen. Praxen profitieren durch Entlastung, weil manche Abläufe automatisiert und Dokumentationsaufgaben erleichtert werden. Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können gezielter eingesetzt werden, wenn erste Übungseinheiten bereits via App erprobt wurden und das persönliche Gespräch dann auf hochspezifische Fragen oder manuelle Techniken fokussiert ist. Die Patienten wiederum fühlen sich unterstützt, müssen nicht so häufig den Weg in die Praxis auf sich nehmen und behalten trotzdem einen engen Draht zu den Fachkräften.

Letztlich eröffnet die zunehmende Digitalisierung im Gesundheitssektor neue Horizonte für alle Berufsgruppen, die sich therapeutisch mit Rheuma auseinandersetzen – ob Physiotherapeut, Ergotherapeut, Logopäde oder psychologische Fachkraft. Zwar werden in der Praxis weiterhin viele Hürden existieren, doch die gesammelten Erkenntnisse aus Pilotstudien zeigen, dass diese hybride Art der Versorgung auf positive Resonanz stößt. In einer Zeit, in der Gesundheitsressourcen vielerorts knapp sind, könnte der Ausbau digitaler Plattformen eine effiziente Antwort sein. Auf diese Weise entsteht eine zukunftsorientierte Versorgung, in der Betroffene weniger eingeschränkt werden und Praxen dennoch qualitativ hochwertige Leistungen erbringen können.

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