Digitalisierung revolutioniert Gesundheitswesen entscheidend neue Chancen und Herausforderungen für Therapeuten
Wesentliche Aspekte der Digitalisierung im Gesundheitswesen
Die fortschreitende Digitalisierung prägt den gesamten Gesundheitssektor, und insbesondere Heilmittelerbringer wie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden stehen vor spannenden Veränderungen. Ob Orthopädie, Neurologie, Geriatrie oder Pädiatrie: In nahezu jedem Fachgebiet entwickeln sich neue Methoden, die darauf abzielen, Behandlungsabläufe im Praxisalltag zu verbessern, Abläufe zu automatisieren und Patientendaten effizienter zu erfassen. Die zunehmende Verbreitung telemedizinischer Leistungen, die verpflichtende Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) und die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) sind Beispiele dafür, wie neue Technologien den Praxisalltag beeinflussen.
Gleichzeitig ergeben sich für Praxisinhaber zahlreiche organisatorische Fragen: Wie lassen sich die steigenden Investitionskosten kompensieren? Welchen Nutzen haben die Neuerungen tatsächlich für die Versorgung? Und wie kann eine Praxis im Bereich Physiotherapie oder Logopädie sicherstellen, dass alle technischen Anforderungen erfüllt werden, damit die Prozesse reibungslos ablaufen? Seit Jahren fordern Branchenverbände eine klare Regelung der Finanzierung, die eine rasche und vor allem barrierefreie Implementierung in den Praxisalltag ermöglicht.
Ein Blick auf die aktuellen Entwicklungen zeigt, dass viele Heilmittelerbringer ihre Angebote gezielt ausbauen. Insbesondere Telemedizin, Videotherapie und digitale Patientenakten werden immer wichtiger, um Effizienz und Qualität der Therapien nachhaltig zu steigern. Die neuen Vorgaben verlangen von Praxen jedoch, sich intensiv mit den technischen Voraussetzungen auseinanderzusetzen und die notwendigen Schnittstellen herzustellen. Eine sorgfältige Planung hilft dabei, den Aufwand zu reduzieren und alle Förderungsmöglichkeiten auszuschöpfen.
Erhöhungen bei der TI-Pauschale: Konsequenzen für Physiotherapie und Logopädie
Ein wichtiger Schritt in der Finanzierungsfrage ist die Erhöhung der monatlichen Erstattungspauschale für die Telematikinfrastruktur (TI), die zu Jahresbeginn 2025 umgesetzt wurde. Ab sofort erhalten Praxen für Physiotherapie oder Logopädie monatlich 207,93 Euro statt wie zuvor 200,22 Euro. Das entspricht einer Steigerung von 3,85 Prozent. Für viele Praxisinhaber hat dieser Aufschlag eine durchaus wesentliche Bedeutung. Die Anschaffungen zur Anbindung an die TI sind oft kostenintensiv, und laufende Gebühren für Wartung und Updates summieren sich über die Zeit.
Mit dieser Anpassung sollen Heilmittelerbringer zumindest einen Teil der entstandenen Kosten ausgleichen. Jährlich zum 1. Januar wird die Höhe der TI-Pauschale neu festgelegt, wobei sich deren Anpassung an der Veränderung des Punktewertes nach § 87 Absatz 2e SGB V orientiert. Die Hintergründe für diese gesetzliche Regelung liegen darin, möglichst alle Leistungserbringer im Gesundheitswesen digital zu vernetzen, sodass Patientendaten in Echtzeit abgerufen werden können, etwas, wovon vor allem Orthopädie und Chirurgie profitieren, wenn Bilder wie Röntgenaufnahmen oder MRT-Befunde unkompliziert in der Praxis verfügbar sind.
Gerade die Erweiterung des digitalen Informationsflusses zeigt schon heute positive Effekte im Therapie-Management. Ergotherapeuten können beispielsweise Befunddaten untereinander austauschen, ohne auf umfangreiche Papierakten zurückgreifen zu müssen. Physiotherapeuten in Praxen mit neurologischem Schwerpunkt erhalten schneller Zugriff auf wichtige Untersuchungsergebnisse aus Kliniken. Dies ermöglicht eine zügige Planung der Therapieeinheiten, und auch die Dokumentation wird optimiert. Die Erhöhung der monatlichen TI-Pauschale ist somit ein Schritt hin zu einer umfassenderen Förderung digitaler Prozesse in der medizinischen und therapeutischen Qualitätssicherung.
Verpflichtender TI-Anschluss: Frist bis Januar 2026
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet rasch voran, sodass alle Heilmittelerbringer bis Januar 2026 an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sein müssen. Das betrifft sowohl kleine Praxen, die sich ausschließlich auf ein Fachgebiet wie Geriatrie oder Pädiatrie spezialisieren, als auch große Zentren mit multidisziplinärem Ansatz. Bereits jetzt sind viele Therapeuten auf dem Weg, den technischen Anschluss zu realisieren. Die damit verbundenen Herausforderungen sind allerdings nicht zu unterschätzen.
Dies beginnt beispielsweise bei der Auswahl des passenden Konnektors, der als zentraler Baustein für die Verbindung zur TI dient. Hinzu kommen verschiedene Sicherheitskomponenten: Kartenlesegeräte, Praxiskarten und Heilberufsausweise müssen eingeführt und regelmäßig aktualisiert werden. Da vielerorts die technische Infrastruktur in älteren Gebäuden untergebracht ist, sind mitunter umfangreiche Modernisierungen nötig, um eine zuverlässige Internetanbindung und Netzwerksicherheit zu gewährleisten.
Manche Praxen, etwa in ländlichen Regionen, kämpfen zudem mit der Frage einer stabilen Breitbandversorgung. Wo schnelles Internet nicht selbstverständlich ist, muss im Vorfeld sichergestellt werden, dass die Datenübertragung nicht häufiger unterbrochen wird. Auch Auswirkungen auf die Praxisorganisation können relevant sein. Häufig empfiehlt es sich, einen externen IT-Dienstleister einzubinden, damit der Ablauf von Installation bis Wartung professionell begleitet wird. Für viele Praxisinhaber lohnt sich die Anschaffung, da ohne TI-Anschluss zukünftig Abrechnungen erschwert werden und die Prozessautomatisierung stagniert.
Elektronische Patientenakte: Pilotphase und Konsequenzen in der Praxis
Ein zentraler Meilenstein in der digitalen Entwicklung ist die elektronische Patientenakte (ePA), deren Pilotphase Mitte Januar gestartet ist. Wird diese erste Testphase erfolgreich verlaufen, ist schon für Februar ein bundesweiter Rollout geplant. In den Modellregionen testen Praxen das System in Bezug auf Datenqualität, Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit. Konkret bedeutet das, dass Patientinnen und Patienten, die an der Pilotphase teilnehmen, ihre Daten in einer elektronischen Akte verwalten lassen können und ihnen so ein unmittelbarer Überblick über Befunde, Therapiepläne und Medikationspläne ermöglicht wird.
In Physiotherapiepraxen bietet das Konzept der ePA zahlreiche Vorteile. Gerade in der Neurologie können zeitliche Verläufe und fortwährende Dokumentationen von Behandlungserfolgen eine immense Rolle spielen. Wenn Behandelnde einen schnellen, umfassenden Einblick in die Fortschritte erhalten, entfällt eine zeitintensive Nachfrage nach Befunden aus Kliniken. Gleichzeitig steigt die Anschaulichkeit für Patienten, die dank digitaler Einträge leichter verstehen, worin ihre Defizite liegen und wie der Behandlungsplan gestaltet ist.
Zahlreiche Berufsverbände wie Physio Deutschland oder der VdK betonen, dass die barrierefreie Ausgestaltung eine grundsätzliche Bedingung sein muss, damit alle Menschen und vor allem Personen mit Behinderungen Zugang zu diesem System erhalten. Gerade der VdK mahnt an, dass die gesetzlichen Krankenkassen sicherstellen müssen, dass keine Versicherten ausgeschlossen werden. Hier kommen ergonomische und inklusive Lösungen ins Spiel, beispielsweise eine praxisgerechte Gestaltung der Oberflächen und eine effiziente Unterstützung für mobilitätseingeschränkte Patientinnen und Patienten.
Neben all den Vorteilen, die mit der ePA und TI verwirklicht werden sollen, weist der Chaos Computer Club auf mögliche Sicherheitslücken hin. In den letzten Monaten wurden Schwachstellen rund um zentrale IT-Verbindungen publik gemacht, die vor allem sensible Gesundheitsdaten gefährden könnten. Je früher diese Sicherheitsrisiken minimiert werden, desto schneller kann das System das Vertrauen der Fachwelt gewinnen. Daher wird von vielen Seiten gefordert, Sicherheitsmechanismen beständig zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen, bevor das System flächendeckend zum Einsatz kommt.
Telemedizinische Leistungen: Finanzierung und Videotherapie
Ein weiteres zentrales Thema, das Heilmittelerbringer 2025 und darüber hinaus beschäftigt, ist die Telemedizin. Physiotherapiepraxen können seit Anfang des Jahres endlich eine pauschale Förderung für entsprechende Leistungen beanspruchen, nachdem es kurzzeitig zu Verzögerungen gekommen war. Vor allem Videotherapie, die sich bereits in den letzten Jahren als ergänzendes Element in der Patientenversorgung etabliert hat, steht nun weiter im Fokus.
Die pauschale Förderung deckt Teile der Anschaffungs- und Betriebskosten für Hard- und Software ab, die essenziell sind, um Videotherapie in hoher Qualität anbieten zu können. Dabei profitieren nicht nur Patienten in abgelegenen Regionen. Auch für Personen mit körperlichen Einschränkungen ist es oft hilfreich, einige Einheiten per Videoübertragung in Anspruch zu nehmen. Beispielsweise können Patienten mit akuten Rückenbeschwerden per Telekonsultation beraten werden, um erste Maßnahmen zur Schmerzlinderung zu ergreifen.
Aus Sicht der Geriatrie ist Videotherapie besonders wertvoll, da Senioren mit eingeschränkter Mobilität häufig Schwierigkeiten haben, in die Praxis zu kommen. Darüber hinaus kann die Videotherapie als Brücke dienen, wenn ein intensiver persönlicher Kontakt gerade nicht möglich ist, etwa bei ansteckenden Erkrankungen oder in Ausnahmefällen wie einer Pandemie. Allerdings erfordert der Telemedizin-Bereich einen strengen Datenschutz und gut durchdachte Konzepte, damit auch die Abrechnung reibungslos funktioniert.
Inklusion im Sport: VdK-Initiative zur Hilfsmittelversorgung
Dass Digitalisierung und Barrierefreiheit Hand in Hand gehen sollten, verdeutlicht eine Initiative des VdK in Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS). In Hinblick auf die anstehenden Paralympischen Spiele und die generelle Förderung des Behindertensports möchte der Verband erreichen, dass Hilfsmittel für Menschen mit Behinderung schneller und effizienter bereitgestellt werden. Eine der Kernideen ist es, bürokratische Hürden zu senken, damit Athletinnen und Athleten zeitnah an ihre benötigten Prothesen, Rollstühle oder Orthesen gelangen.
Für viele Therapeuten in der Orthopädie stellt sich hier die Frage, wie moderne Hilfsmittel in Trainingspläne integriert und optimal unterstützt werden können. Die Initiative setzt auf mehr Zusammenarbeit zwischen Sportvereinen, Sanitätshäusern und Heilmittelerbringern. Physiotherapie und Ergotherapie spielen eine entscheidende Rolle, um Sportler mit Behinderung über anpassungsfähige Trainingskonzepte zu beraten oder sie beim Erlernen neuer Bewegungsabläufe zu unterstützen. Auch Kinder und Jugendliche im Bereich Pädiatrie profitieren, weil zielgerichtete Therapieangebote frühzeitig eine bessere körperliche Entwicklung fördern können.
Die Initiative strebt zudem an, im Rahmen von Studien systematisch Daten zu erfassen, die Aufschluss darüber geben, wie Hilfsmittel das Verletzungsrisiko minimieren und die sportliche Leistung steigern können. Auch hier rückt eine digital gesteuerte Dokumentation in den Mittelpunkt. Wenn Trainingsdaten, Therapiefortschritte und ärztliche Gutachten in einer ePA zusammenlaufen, lässt sich die Versorgung maßgeschneidert abstimmen. Der Fokus liegt darauf, therapeutisch fundierte Entscheidungsketten zu schaffen, damit sich Patienten ausrechnen können, welche Erfolgsaussichten eine bestimmte Rehabilitation hat.
Rückengesundheit und Orthopädie: Expertenworkshops und Therapiekonzepte
Ein weiterer Bereich, der beständig hohe Relevanz für Physiotherapie und Ergotherapie hat, sind Rückenprobleme. Der bundesweite Tag der Rückengesundheit am 8. März stellt eine Plattform dar, um neue Konzepte und Anwendungstechniken in den Mittelpunkt zu rücken. In vielen Praxen finden Workshops, Vorträge und praktische Übungen statt, die für Fachkollegen entwickelt wurden. Dabei werden neueste Methoden aus der Orthopädie ebenso vorgestellt wie evidenzbasierte Studien zu Prävention und Schmerzreduktion.
In der Geriatrie ist die Rückengesundheit häufig mit der Sturzprävention verknüpft. Patienten im höheren Alter klagen nicht nur über Rückenschmerzen, sondern sind durch erhöhte Sturzgefahr zusätzlich gefährdet. In der Neurologie wiederum richtet sich die Aufmerksamkeit auf Patienten mit neurologischen Grunderkrankungen, die Fehlhaltungen begünstigen können. Gemeinsames Ziel all dieser Ansätze ist, Betroffene in ihrer Alltagsbewältigung zu unterstützen und Schmerzen zu lindern.
Neben klassischen Übungseinheiten gehen viele Therapeuten dazu über, digitale Hilfsmittel einzusetzen. Spezielle Sensoren analysieren Bewegungsabläufe und ermitteln, wie sich das Muskelkorsett gezielt stärken lässt. Diese Daten fließen in den Therapieplan ein, damit dieser personenspezifisch anpasst werden kann. Anschließend kommt die Dokumentation wieder ins Spiel, bei der TI und ePA Potenziale bieten, um Befunde übersichtlich zu verwalten und den Therapiefortschritt lückenlos zu erfassen.
Besonders im Management einer Praxis ist es wichtig, solchen Entwicklungen offen zu begegnen und kontinuierlich in Fortbildungen zu investieren. Seminare zum Thema Digitalisierung, Telemedizin und Datenverwaltung werden zunehmend angeboten. Es lohnt sich, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig in die neuen Abläufe einzubinden, um reibungslose Prozesse zu etablieren.
Relevanz für Orthopädie, Neurologie, Geriatrie und Pädiatrie
Eine vernetzte Therapieplanung wirkt sich in all diesen Bereichen teils unterschiedlich, aber stets positiv aus. In der Orthopädie und Chirurgie können Röntgenbilder oder MRT-Befunde sofort ausgetauscht und in der Patientenakte gespeichert werden, was Nachfragen und unnötige Doppeluntersuchungen reduziert. In der Neurologie profitieren Behandelnde von der Möglichkeit, bei akuten Entwicklungen rasch auf Befunde zuzugreifen, um Heilpläne anzupassen. Ein Schlaganfallpatient könnte beispielsweise schneller in eine gezielte Logopädie vermittelt werden, wenn die entsprechenden Daten unmittelbar zur Verfügung stehen.
In der Geriatrie führt eine digitale Vernetzung dazu, dass Hausärzte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen besser koordinieren können. Dadurch lassen sich Therapieansätze, etwa im Bereich Sturzprävention oder Mobilitätsförderung, schneller umsetzen.