Optimale Sprachförderung und Integration: Wie Logopädie Familien ohne Sprachstörungen unterstützt
Logopädie: Mehr als nur Therapie bei Störungen
Logopädie wird oft mit der Behandlung von Sprachproblemen wie Lispeln oder Stottern assoziiert. Doch es kommt durchaus vor, dass auch Menschen ohne eindeutiges medizinisches Sprachproblem bei einem Logopäden sitzen. Warum ist das so?
Ein Beispiel aus der Praxis: „Was fällt Dir dazu ein?“, fragt die Logopädin einen Jungen in ihrem Therapiezimmer. „Orange! Ähhmm … Banane! Äpfel!“, antwortet er. Deutsch ist nicht seine Muttersprache. Gemeinsam erarbeiten die beiden Wörter zum Thema Obst.
Familien unter Druck: Sprachbarrieren als Hindernis im Alltag
Enormer Leidensdruck bei Kindern und Familien ist keine Seltenheit. Auch ohne offensichtliche logopädische Probleme suchen Eltern oft Hilfe, um ihren Kindern den Anschluss zu erleichtern. J.P. Da Costa, Logopädie-Auszubildender, berichtet: „Es kam durchaus vor, dass Patienten, gerade Kinder, ohne direkten logopädischen Befund zu uns kamen.“
Die Familien wünschen sich einen fundierten deutschen Wortschatz für ihre Kinder, damit diese am gesellschaftlichen und schulischen Leben teilnehmen können.
Schwierige Diagnosen: Sprachentwicklungsstörung bei Mehrsprachigkeit
Die Diagnose „Sprachentwicklungsstörung“ ist gerade bei mehrsprachigen Kindern komplex. Lehrlogopädin und Mehrsprachigkeitsexpertin Sarah Schmeier aus Saarbrücken erklärt: „Ein Kind, das erst seit kurzem in Deutschland ist, könnte in einem Wortschatztest möglicherweise nicht gut abschneiden, was jedoch nicht unbedingt auf eine Störung hinweist.“
Oftmals liegen die diagnostischen Materialien nur in Deutsch vor, was die Feststellung erschwert. Zweisprachige Materialien könnten eine präzisere Diagnose ermöglichen, sind jedoch rar.
Integration von Mehrsprachigen: Wege zur Förderung
Systematisches Erfragen von Informationen bei Eltern kann helfen, den Sprachstand präzise einzuschätzen. „Wie sieht es auf der Erstsprache aus?“, ist eine wichtige Frage, die hilft, den tatsächlichen Bedarf genauer zu bestimmen.
Dolmetscher können die Diagnose ebenfalls erheblich erleichtern und arbeiten oft ehrenamtlich in logopädischen Praxen.
Logopädische Hilfe auch ohne medizinische Indikation
Auch wenn keine direkte logopädische Indikation vorhanden ist, übernehmen Logopäden wie Ellen Deutsch und J.P. Da Costa Verantwortung. Die soziale Integration ist ein essenzieller Aspekt der Therapie. Da Costa erklärt: „Sprache und Kommunikation sind fundamentale Bestandteile der sozialen Teilhabe.“
Warum die frühzeitige Sprachförderung entscheidend ist
Laut einer Studie der Barmer-Krankenkasse steigt die Zahl der Kinder im Saarland mit Sprach- oder Bewegungsdefiziten drastisch. Diese Erkenntnis unterstreicht den verstärkten Bedarf an Sprachförderung schon im Kindesalter.
Mit der Schaffung von 50 neuen Vollzeitstellen für Sprachförderung an Schulen reagiert das Saarland auf diesen Bedarf. Experten fordern jedoch mehr Unterrichtszeit für Nicht-Muttersprachler, um deren Integration wirklich zu erleichtern.
Schulische Integration: Hürden und Chancen
Flüchtlingskinder besuchen oft bald nach ihrer Ankunft Schulklassen, was ein schnelles Erlernen der deutschen Sprache erfordert. Lehrer kritisieren das bestehende Konzept, das oft nicht genügt, um die Sprachbarrieren wirklich zu überbrücken.
Ein durchdachter Ansatz könnte jedoch helfen, diesen Kindern eine erfolgreiche schulische und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Lasst uns die Bedeutung und den Wert der Logopädie in der Sprachförderung und sozialen Integration erkennen. Durch die vielfältigen Herausforderungen und Chancen, die sie bietet, kann Logopädie auch über den traditionellen Therapieansatz hinaus eine immense Unterstützung für Familien sein.